Musikstudium (Perkussion, Komposition, Piano) in Arnhem arbeitete Courbois in Paris mit Stan Getz, Johnny Griffin, Kenny Drew und Jean-Luc Ponty. Er spielte auch mit den Saxophonlegenden Ben Webster und Eric Dolphy. 1961 war er der Leiter des Original Dutch Free Jazz Quartet, der vermutlich ersten kontinentaleuropäischen Free-Jazz-Band. 1965 begann seine Arbeit mit dem Free Music Quintet, deren Platte für ESP als damals bestes Beispiel des neuen europäischen Jazz galt. Außerdem war er Mitglied in Gunter HampelsHeartplants-Group (und der nachfolgenden Formation mit Willem Breuker und Jeanne Lee) sowie im Trio von Peter Brötzmann (CD Mayday).
1969 gründete er die Rockjazz-Band Association P.C. mit dem Gitarristen Toto Blanke, dem Bassisten Sigi Busch und den Keyboardern Joachim Kühn bzw. Jasper van’t Hof, die bis 1974 bestand. Anschließend gründete er die New Association mit Gerd Dudek und dem französischen Pianisten Siegfried Kessler. Außerdem spielte er regelmäßig in von Ali Haurand organisierten Projekten, beispielsweise mit den Saxophonisten Alan Skidmore, Gerd Dudek und Leszek Zadlo und in der Gruppe In ’n Out, die er mit Sigi Busch leitete. Ferner trat er im Waterland Trio auf und in einem Trio mit Hampel und dem Gitarristen Jan Akkerman.
1992 gründete er ein neues Quintett, das seine eigenen Kompositionen spielte und die Musizierhaltung von Charles Mingus anstrebte.
(* 6. März1941 in Remscheid, Deutschland) ist ein deutscher Jazzmusiker, der großen Einfluss auf den europäischen Free Jazz hat. „Von allen Jazzinnovatoren ist er derjenige, der am radikalsten mit allen Traditionen gebrochen hat – nicht nur des Jazz, sondern des Musizierens überhaupt.“[1] Er ist – aus der Fluxusbewegung kommend – ein experimentierfreudiger Saxophonist, der gelegentlich auch Klarinette sowie Tárogató spielt. Insbesondere dem Basssaxophon – einem sonst eher selten eingesetzten Instrument – wurde durch Brötzmann neue Beachtung im Jazz geschenkt. Für Brötzmanns markante und energetische Spielweise ist in Free-Jazz-Zirkeln der Begriff „brötzen“ entstanden.
Brötzmann ist einer der Gründer des PlattenlabelsFree Music Production in Berlin. Bis in die 1980er Jahre trat er regelmäßig beim Total Music Meeting auf, 1973, 1979, 1980 sowie 1984 aber auch bei den offiziellen Berliner Jazztagen. In der Zusammenarbeit mit Harry Miller und Louis Moholo gewann „rhythmische Energie als zentrales Antriebsmoment“ ein „Übergewicht über die theatralische, von dadaistischen Episoden durchzogene Aufführungspraxis“ der 1970er Jahre.
Brötzmann war seit Beginn der 1980er Jahre regelmäßig in den USA und Japan präsent, in wechselnden Trios und größeren Besetzungen, häufig aber auch in Duo-Konstellationen. Seit 1981 arbeitet er auch sporadisch mit Bernd Klötzer zusammen. 1986 wurde er neben Sonny Sharrock und Ronald Shannon Jackson Mitglied von Bill Laswells Jazznoisegruppe Last Exit, mit der er mehrere Alben einspielte. Seit dieser Zeit, vor allem in den 1990er Jahren, gewann Brötzmann überraschend große Popularität in den USA.
Peter Brötzmanns Sohn, Caspar Brötzmann, ist ebenfalls Musiker. Im Rahmen einer Live-Aufnahme des Peter Brötzmann Tentet 1992 in Wuppertal wirkte Caspar als ein Zehntel des Line-ups mit. Vater und Sohn spielten gemeinsam das Album Last Home ein. Brötzmann kuratierte im November 2011 die 25. Ausgabe des Unlimited Festival in Wels und trat dort an vier Tagen mit den unterschiedlichsten Besetzungen auf, mit Musikern der Chicago- und der New-York-Szene, aber auch mit Japanern wie Masahiko Sato oder Michiyo Yagi. Das Festival war schon Monate zuvor ausverkauft und wurde mit der 5-CD-Box Long Story Short dokumentiert.
Schlagzeuger und Improvisator starb am 15. März 2020
Der australische Musiker Sean Baxter starb am 15. März 2020. Als Teil von Melbournes Improvisationsszene beschreibt der Musiker Anthony Pateras, dass er „eine einzigartige ästhetische Vision und intellektuelle Tiefe besitzt, die hochkarätige philosophische Konzepte mit Punk-Sensibilität in seiner Art zu leben, zu sprechen und zu spielen vermischt. Er war reine Energie. “
Um ein Gedenkkonzert für Baxter zu bezahlen, haben Brown und Pateras einen Tributfonds mit allen Verkaufserlösen von Pateras / Baxter / Browns 2019er Veröffentlichung Bern / Melbourne / Mailand eingerichtet, der aus zwei Alben in voller Länge und einem 32-er Album besteht. Seitenaufsatz von Sean über freie Improvisation – gespendet an den Fonds. Details des Konzerts werden bestätigt, sobald die Covid-19-Beschränkungen in Australien aufgehoben wurden.
Sean Baxter (Drumkit und Percussion) ist ein australischer Improvisator, der sich als Solist und durch seine Arbeit mit dem gefeierten Avantgarde-Trio Pateras / Baxter / Brown einen internationalen Ruf als mutiger Entdecker perkussiver Möglichkeiten erarbeitet hat.
Er konzentriert sich auf die Verwendung erweiterter Techniken, die auf das konventionelle Drumkit angewendet werden, und verwendet ein Arsenal aus metallischem Müll und anderem perkussiven Detritus, um die Klangpalette der Percussion-Tradition zu erweitern. Seine Performance-Ästhetik erinnert an eine Vielzahl von Klangpraktiken, die von extremem Metal und bestrafendem Lärm über Free Jazz bis hin zur modernistischen Abstraktion der klassischen Avantgarde reichen. Neben Pateras / Baxter / Brown tritt er regelmäßig mit dem brutalen Free-Jazz / Grindcore-Quartett Embers sowie in häufigen Ad-hoc-Kollaborations- und Solo-Inkarnationen auf. Als Solist reicht seine Praxis von akustischer Junk-Percussion und erweiterter Drumkit-Technik bis hin zu Feedback-Rauschen. Durch die Nutzung der natürlichen, akustischen Resonanz des bis zum Äußersten gedrängten Drumkits wird eine intensive Klangabstraktion erzeugt.
Er ist auch ein unersättlicher Gruppenimprovisator und hat mit einigen der abenteuerlichsten Musiker der Welt zusammengearbeitet, darunter Robin Fox, Kusum Normoyle, Kim Myhr, Lloyd Honeybrook, KK Null, Paul Grabowsky,Han Bennink, Peter Brötzmann und John Wiese , Valerio Tricoli,Lucas Abela, Robbie Avenaim, Carolyn Connors und Marco Fusinato. Baxter ist Gründungsmitglied der Pioniergruppen Lazetrider Lazy und Western Gray in Melbourne und seit einigen Jahrzehnten sowohl als Performer als auch als Kurator in der australischen Avantgarde aktiv. Derzeit ist er künstlerischer Leiter des ehrwürdigen Make It Up Club, Australiens längster wöchentlicher Konzertreihe, die sich der improvisierten Avantgarde-Musik widmet.
George E. Lewis (* 14. Juli1952 in Chicago, Illinois) ist ein amerikanischer Posaunist aus dem Bereich des Avantgarde-Jazz und Edwin-H.-Case-Professor für Musik an der Columbia University in New York. Lewis ist auch als Komponist im Bereich der Computermusik tätig, spielt elektronische Instrumente, Sousaphon und Tuba und ist an Kunst-Installationen beteiligt.
am Moers Festival!!
Ich habe es bis heute (2021) nicht verstanden wieso so wenige Jazzmusiker sich für den Bereich „Interaktive Musik“ mit z.B. MAXMSP, Puredata,…usw. Interessieren.
Gerade MAX ist für den Jazz eigentlich die Software mit der man Interaktive Musik komponieren kann, und ausserdemdie Technik und Ästhetik zu verbinden weiß
Möglichkeiten und eine erste Definition der interaktiven Musik: eine Musikkomposition oder Improvisation, bei der Software live interpretierte Musik, die von Computern erzeugt oder modifiziert wird, beeinflusst.
MAXMSP und dann natürlich auch Pd gibt uns musikalische Konzepte und Programmiertechniken, präsentiert aber gleichzeitig auch Einblicke in die Entwicklungs- und Forschungsbemühungen, die zu diesem immer beliebter werdenden Bereich der Computer-musik.
Lewis hat mehr als 120 Kompositionen veröffentlicht. Er führte seine „interdisziplinären Kompositionen“ und seine „interactive music videos“, die unterschiedliche Ausdrucksformen des Theaters mit den Möglichkeiten der Videokunst und der Technik der Computermusik verbinden, in Ost- und West-Europa, Nordamerika und Japan auf. Zu seinen Kompositionen für Computer improvisiert Lewis zum Teil auf der Posaune. Seine Intermedia-Installationen wurden in der Randolph Street Gallery in Chicago und im Pariser Musee de la Villette ausgestellt. Auf der 6. Internationalen Konferenz New Interfaces for Musical Expression (die im Juni 2006 im IRCAM, Paris, stattfand) hielt Lewis einen der Hauptvorträge.
Jazzkolumne **: Experimentell ist keine Kategorie**
Der Posaunist und Komponist George Lewis ist zum Leiter des „Center for Jazz Studies“ in New York berufen worden. Ein Porträt.
George Lewis ist mit der Koto-Spielerin Miya Masaoka verheiratet und hat mit ihr einen Sohn.
Im Wohnzimmer (taz) gab es ein Wandklappbett, das Haus befand sich in einer Sackgasse nahe der Gleise von Illinois Central. In der Schule war George Lewis eines jener Chicagoer Kinder, die Unterricht in Halbtagsschichten erhielten, um die Überfüllung der Schule zu verschleiern und die Segregation aufrechtzuerhalten, während die Klassenräume in den benachbarten weißen Schulen nahezu leer waren. Der Verweis auf Segregationserfahrungen kann heute einen sehr negativen Beigeschmack haben: Er könne eine fragwürdige Authentizität im musikalischen Kontext befördern oder einem sozialen Voyeurismus den Weg ebnen, der als sehr unseriös zu bezeichnen ist, sagt Lewis beim Interview in seiner New Yorker Wohnung. Hier, unweit der Columbia University direkt am Central Park, wohnt der 1952 in Chicago geborene Posaunist, Komponist, Professor und Computer-Installations-Künstler zusammen mit seiner Frau, der Koto-Spielerin Miya Masaoka, und dem gemeinsamen kleinen Sohn in einer geräumigen Wohnung mit Konzertflügel und Ausblick. Lewis, der an der Columbia University Musiktheorie und -geschichte lehrt, könnte viel dazu sagen, wie die freie Improvisation die akuten gesellschaftlichen Probleme spiegelt, doch bezogen auf seine eigene Musik interessiert ihn gerade das nicht.
Tatsächlich ging George Lewis noch auf segregierte Schulen – zunächst eine öffentliche nur für Schwarze, später eine Privatschule, die zu 98 Prozent weiß war. Er wurde an der South Side Chicagos geboren, im Cook County Hospital, das allen afroamerikanischen Chicagoern seiner Generation ein Begriff ist, weil sie entweder dort oder im schwarzen Krankenhaus Provident zur Welt kamen. Seine Eltern waren mit dem großen Exodus aus den Südstaaten nach Chicago gekommen, sein Vater fand einen Job bei der Post.
Man müsse heute damit umgehen können, dass die Situationen, in die sich freie Improvisatoren begeben, grundsätzlich unstabil sind, sagt George Lewis. Das Patriarchentum sei aus dem Jazz verschwunden, und auch wenn viele traurig und verärgert darüber waren, dass es so kam, hebt Lewis die Vorteile seiner Generation hervor. Den Jazzkonservativen sagt Lewis eine harte Zeit voraus, für jene jedoch, die an Netzwerke, Zirkulation, Offenheit und Verschiedenheit glauben, sei heute der beste aller möglichen Momente.
Seine ersten Schulerfahrungen könnten fast wortwörtlich aus dem Buch von Jawanza Kunjufu, „Countering the Conspiracy to Destroy Black Boys“, entnommen sein, berichtet Lewis: Kunjufu beschreibt darin, wie schwarze Jungs im Alter von fünf bis neun, die in der Grundschule als sehr lebendig auffielen, in Klassen für geistig Behinderte gesteckt wurden. Als der Schulpsychiater Lewis als „vom Kindergarten gelangweilt“ bezeichnete, versetzte man ihn zwar in eine höhere Altersstufe, doch Gelder für fortgeschrittene Klassen in schwarzen Schulen gab es kaum, und so wies ein afroamerikanischer Lehrer seine Eltern auf Schülerstipendien für die Laboratory Schools an der University of Chicago hin. Obwohl die Schulkosten trotz des Stipendiums immer noch hoch waren, kam er auf diese Schule und gehörte nun zu dem sehr überschaubaren Anteil schwarzer Schüler. Zweimal täglich musste er den Grünstreifen überqueren, der „the Midway“ genannt wurde und den Campus von dem Ort trennte, wo er wohnte: „das Ghetto“.
Lewis lernte schon in der Schule Deutsch, und Französisch während seiner Forschungsjahre am Ircam (dem Institut de Recherche et Coordination Acoustique/Musique) in Paris, er studierte Philosophie, seit 2004 ist er Professor an der Columbia University in New York. 2002 wurde er mit dem mit 500.000 Dollar dotierten MacArthur-Preis für kreative Leistungen ausgezeichnet, dem „Genius Grant“. Seit 1. Juli leitet George Lewis nun das „Center for Jazz Studies“ an der Columbia in New York. Und im Rahmen des „World Leaders Forum“ lädt Lewis für Ende September zu seinem ersten Event als neuer Direktor: dem „Columbia/Harlem Festival of Global Jazz“. Neben vielen Konzerten steht auch eine Konferenz auf dem Programm, am 29. September diskutiert eine internationale Expertenschar das Thema „Jazz in the Global Imagination“.
Er fühle sich zwar als experimenteller Musiker, das sei aber keine Kategorie. Doch ohne Jazz gäbe es keine europäische improvisierte Musik, keine AACM (Association for the Advancement of Creative Musicians), nicht den John Cage, wie man ihn heute kennt – alles wäre anders, sagt Lewis. Die meisten Jazzmusiker wollten nicht als Jazzmusiker bezeichnet werden, weil Jazz als Limitierung benutzt wurde, um diese Musiker auf einer überschaubaren Plantage zu halten. Die gezielte Vorenthaltung von Möglichkeiten sei lange Zeit ein wesentliches Merkmal der Kategorie Jazz gewesen, glaubt er. In seinem Fall nutzte man sie, um seine Arbeit mit Computern herabzusetzen. Jazz sei wohl der Ort, von dem er komme, doch wer wisse schon, wo es ihn noch hinführe.