April 7th, 2017 by Afrigal

 

Der Computer par excellance ist das verräterische Medium schlechthin, indem er die Kunst aus den Zirkeln einer ehemaligen Geheimwissenschaft herausführte in die offene, soziale Gemeinschaft. Er macht alle Kunst, indem er den Zugriff erlaubt, öffentlich und – wenn man so will – gemein. Neue Medien befördern die Breitenwirkung und, indem sie solches leisten und verstehend teilnehmen lassen, verallgemeinern sie. Sie lassen an Wissenswelten teilhaben, die bislang ein Geheimnis umgab, das nur wenige zu lesen verstanden. Jede Veröffentlichung ist daher, wie Flusser schreibt, ein Geheimnisverrat. „Wenn man ein Geheimnis divulgiert [= Geheimnis verraten, N.S.], weiht man nicht ein, sondern entweiht.“

Andererseits beschreibt der Computerkomponist Georg Hajdu die Zukunft der vernetzten Echtzeitkomposition am Beispiel von Tod Machovers Brain Opera, die am MIT Media Lab in Boston durch 50 Mitarbeiter entwickelt und 1996 in NYC erstmals aufgeführt wurde. Z.B. hier die Palette.

 Quelle: Mazolla 2006

„Wahnsinn ist nicht Unsinn“

Hajdu charakterisiert Internetmusik anhand der Brain Opera durch folgende 6 Kriterien:

  1. Vernetzung
  2. Algorithmen
  3. Interaktivität
  4. Echtzeit
  5. Improvisation und Komposition verschmelzen
  6. starke soziale Komponente (Miles Davis: Jazz replaced by Social Music)

Karlheinz Essl bringt den Punkt 5 noch besser zum Audruck, indem er in seinem Referat fordert, dass das Werk nicht mehr ein interpretierbarer Code sei (Partitur), sondern ein Meta-Modell, welches als Software ein Potenzial von Musikstücken ermöglicht und auch nicht mehr vom Komponist konkret angewendet, sondern an potenzielle Nutzer delegiert wird, die auf ihren PCs das Meta-Modell verwenden und die Musik autonom herstellen. Der Komponist wird hier also zum Meta-Komponist, d.h., zum Musikweltenschöpfer! Durchaus eine neue Sorte von Schöpfer-Phantasien…

Die Allgegenwarts-Phantasien, eine Variante der Schöpfer-Phantasien, haben allerdings schon längere Zeit vor dem Internet in den Köpfen der Musiker gespukt, so etwa in den Kompositionen des Jazz-Saxophonisten und -Komponisten Antony Braxton. Er hat 1977-78 die Komposition Nr. 82 „For Four Orchestras“ realisiert mit 160 = 4 x 40 Musikern in vier Konzertsälen und auf LP festgehalten. Seine Kompositionen beschreibt er mit einer Geheimschrift (siehe Bild 153). Zu seinen Projekten gehören auch Komposition zwischen verschiedenen Planeten und sogar Galaxien…

Better

Better Music

Internet Kompositionen

Die Identität einer Arbeit wird zum Punkt im Strom seiner Entwicklung.

s. K.Essl oder Andrea Sodomka

Die Identität entsteht interaktiv und bleibt dynamisch.

1989 – Bill Wulf prägt den Begriff Collaboratory s.a. UML – Zusammenarbeit

A Collaboratory is a „center without walls“ in which the nation’s researchers can perform their research

  • without regard of geographical location
  • interacting with colleagues
  • accessing instrumentation
  • sharing data and computational resources
  • and accessing information in digital libraries

JAVA RMIIRCAM Paris  – TU BerlinDFGMathematica – usw

udo matthias drums

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